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Nordamerika

Amerikas Westen: Dream of Californication


Kaffee und Grunge in Washington State, schroffe Küste und Vulkane in Oregon, Flowerpower, Surferkultur und Moviestars in Kalifornien. Von Seattle geht es mit dem Auto nach Los Angeles – immer der Küste entlang gen Süden.

1640 km
14 Tage
2,000 m
Expert

Seattle hat die Kaffeehauskultur der Postmoderne erfunden: Starbucks – an wirklich jeder Straßenecke der Innenstadt kann man eine frischgebrühte Kaffeespezialität erwerben, zuvor muss man aber zwischen unzähligen Geschmacksrichtungen und Größen wählen – ganz im amerikanischen Geiste gibt es dabei nur groß, riesig und eine Gallone. Viel schöner dagegen sind eigentlich die vielen kleinen Privatröstereien der Stadt, die ihre eigenen Kaffeekreationen in einer gemütlichen Atmosphäre servieren. Als wir einer netten Fachverkäuferin für Kaffeespezialitäten von unseren Reiseplänen berichten, gibt sie uns einen sehr wichtigen Tipp mit auf den Weg, der sich außerdem schon einige Tage später bewahrheiten sollte: „Stay hydrated in California!“ – in Washington dagegen ist es noch nicht so heiß und trocken, doch je weiter man auf dem Highway 101 gen Süden fährt, desto trockener und wärmer wird es.
In Oregon machen wir einen kleinen Abstecher zum Crater Lake ins Landesinnere. Wie dem Namen zu entnehmen, hat sich dort ein Vulkankrater über die Jahrhunderte mit Wasser gefüllt und zieht seitdem unzählige Touristen magisch an. Sehr praktisch zudem, dass eine Straße einmal um den Krater herum führt, sodass die Autonation USA ganz in ihrem Element bleiben kann und das Wandern nur auf das Nötigste beschränken muss.

In Oregon wird das Phänomen „Great Drought“ dann sehr greifbar

Vom Crater Lake konnte man einen der unzähligen Waldbrände sehen. Die seit Jahren anhaltende Dürre in Oregon und Kalifornien lässt jedoch nicht nur Wälder brennen, vielmehr ist auch die Landwirtschaft ganz massiv betroffen, so mussten schon einige Mandelbaumplantagen in Kalifornien gerodet werden.
Wenn man dazu noch weiß, dass Kalifornien der mit Abstand größte Mandelproduzent der Welt ist, macht man sich Sorgen um die weihnachtlichen Marzipanbrote zukünftiger Generationen.
Die Politik hat in diesem Jahr der Dürre den Kampf angesagt: Kalifornien hat sich verpflichtet, 25 % Wasser zu sparen und in Los Angeles hat man tatsächlich damit begonnen, Plastikkugeln in die Wasserreservoirs einzubringen, um die Verdunstung zu reduzieren. Es bleibt abzuwarten, was eine anhaltende Dürre mit Natur und Gesellschaft des Südwestens der USA macht.

Be sure to wear some flowers in your hair

 
Für uns geht es weiter an der Küste immer nach Süden, vorbei an malerischen Stränden, schroffen Küsten, Hippiedörfern und Surferparadiesen.

Wir fahren von Norden nach San Francisco

Gleich bei der Einfahrt in die Stadt werden wir mit dem Blick auf die Golden Gate Bridge belohnt, dem Wahrzeichen der Stadt. Ganz traumhaft an der San Francisco Bay gelegen, bietet die ehemalige Flower Power Metropole alles, was das Herz begehrt: Shopping, Kultur & Gegenkultur und kulinarische Highlights.




Auf Grund ihrer Lage und Topografie ist diese Stadt in vielerlei Hinsicht etwas ganz Besonderes: die vielen Hügel der Stadt sorgen nicht nur für sportliches Sightseeing, tolle Ausblicke und fotogene Cable Cars, die die Hügel hoch und runter rattern, sie bescheren den einzelnen Stadtvierteln teilweise ganz unterschiedliche klimatische Bedingungen. Wenn in Downtown noch die Sonne vom Himmel lacht, kann es am westlich gelegenen Baker Beach schon komplett vernebelt sein. Beobachten lässt sich dieses Klima ganz beeindruckend von einem Hügel in der Nähe von Castro. Von dort sieht man, wie der Nebel schwadenweise über die westlichen Hügel der Stadt zieht und sich dann wieder auflöst. Vielleicht liegt es auch am Klima und an der Lage, dass die Stadt an der Bay ein unendliches Reservoir neuartiger Bewegungen zu sein scheint: ob Hippie-Bewegung in Ashbury, Gay Pride in The Castro oder Silicon Valley in Palo Alto, in SanFran oder Frisco (so der Slang der Einheimischen) scheint Kreativität schon mit der Muttermilch aufgesogen zu werden.
Wir verlassen San Francisco und bereisen – gemeinsam mit unzähligen anderen Touristen – die Big Sur, eine wunderschöne Küstenstraße: wir bestaunen Wale am Strand südlich von Monterey und Seeelephanten kurz vor Cambria. Dann verlassen wir die kalifornische Küste und machen uns auf ins Death Valley.
Die riesige Mojave-Wüste beginnt schon kurz nachdem man die Küstenlinie hinter sich gelassen hat. Bevor man jedoch den Death Valley Nationalpark erreicht, fährt man stundenlang bei sengender Hitze durch eine lebensfeindliche Umgebung. Das Death Valley wartet dann mit einigen Superlativen auf: bei Badwater befindet sich nicht nur der tiefste Punkt Nordamerikas sondern auch der heißeste Ort der Welt - hier wurden schon einmal 57°C gemessen. Bei unserem Besuch stoppt das Thermometer bereits bei 47°C. Diese Temperatur sorgt mit dem heißen Wüstenwind dennoch für das unangenehme Gefühl, nach kurzer Zeit austrocknen zu müssen – die Lady im Museum in Furnace Creek verglich den Trocknungsprozess ganz charmant mit dem einer Rosine. Nicht umsonst wird empfohlen, pro Tag mindestens eine Gallone Wasser zu sich zu nehmen und die doppelte Menge im Falle einer Panne mit sich zu führen.
Aufgrund seiner Geologie ist das Death Valley darüber hinaus eine Augenweide: fährt man den Artist Drive entlang, wird man von farbenfrohen Bergmassiven überrascht, die man in dem sonstigen Gelb-Braun-Grau in der Form nicht erwartet hätte. Und auch die Gesteinsformationen können sich durchaus mit denen anderer amerikanischer Nationalparks messen lassen.

Place your bets, please!

 
Wir verlassen das Death Valley nach Osten und erspähen nach drei Stunden Fahrt am Horizont die Wüstenmetropole und Spielhölle Las Vegas. Diese Stadt in der Wüste von Nevada ist in ihrer Künstlichkeit beeindruckend. Auf dem Las Vegas Boulevard, auch The Strip genannt, kann man in zwei Kilometern von New York nach Paris und weiter nach Venedig reisen – alles aus schönstem Pappmaschee hergestellt. Und hinter der Fassade warten riesige Spielhöllen mit angeschlossenen Hotels, um den Reisenden das Geld aus den Taschen zu ziehen. Gespielt haben wir natürlich auch: An einem der unzähligen, wild und bunt blinkenden Spielautomaten, den Slot-Machines aus den 70ern und am Roulette-Tisch. Was dabei herausgekommen ist, muss nach dem alten Spielercredo What ever happens in Vegas, stays in Vegas allerdings geheim bleiben.
Die kleinen Kapellen und schönen alten Leuchtreklameschilder gibt es hier nicht, dazu muss man den Strip einige Kilometer nach Norden fahren – dort, in Old Las Vegas, hat die Stadt tatsächlich so etwas wie Charme. Nach nur einer Nacht in dieser Wüstenhölle verlassen wir Las Vegas gen Nordosten und fahren nach Utah in den Bryce Canyon Nationalpark. Dort ragen meterhohe, rote Sandsteinformationen in den Himmel und sorgen für einen tollen Anblick.
 
Nach dieser ersten Canyon-Einstimmung geht’s zum nördlichen Rand des Grand Canyon – dieser liegt nicht mehr in Utah sondern in Arizona, das führt zu einiger Zeitverwirrung: Arizona liegt zwar in der gleichen Zeitzone wie zuvor Utah (eine Stunde vor Kalifornien), jedoch nutzt Arizona als einziger Staat der USA nicht die Sommerzeit, sodass dann doch die gleiche Zeit wie in Kalifornien gilt (im Navajo-Reservat wird allerdings staatsgrenzenunabhängig die Sommerzeit geführt), verstanden? – fantastisch dieses Amerika.

Der Grand Canyon verschlägt einem im ersten Moment den Atem

Und das geht wirklich allen Touristen so. Durch seine schieren Ausmaße ist der Canyon in seiner ganzen Größe nur schwer zu begreifen, das liegt unter anderem daran, dass man den Boden und damit den Colorado River nur an einigen wenigen Orten des Canyon-Randes überhaupt sehen kann.




Übrigens: dieser Fluss, der über Millionen von Jahren diese einmalige Landschaft erst erschaffen hat, erreicht heute nicht einmal mehr sein Mündungsdelta im Golf von Kalifornien – auf Grund einer massiven Wasserentnahme zu Bewässerung und zur Versorgung der Millionenmetropolen an der Westküste ist der Colorado River am Ende seiner Reise ein sterbender Fluss.
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Vom absoluten Touristen-Highlight verabschieden wir uns und fahren wieder an die Küste nach Los Angeles. Doch eigentlich ist diese Agglomeration in Südkalifornien nicht nur die Stadt Los Angeles – vielmehr handelt es sich bei dieser städtischen Zusammenballung um einige Dutzend Städte und Orte, die sich auf einer Fläche von 91.470 km² von der Pazifikküste bis weit ins Landesinnere ziehen. Verbunden wird dieser Betondschungel durch eine Unzahl an Highways, die sich teilweise 16-spurig durch die urbane Landschaft schlängeln und dennoch die meiste Zeit verstopft sind – der absolute Autowahnsinn. Los Angeles nimmt in diesem Großraum nur einen kleinen Teil ein – vielleicht sogar den langweiligsten. Und auch Hollywood ist mit seinem Walk of Fame nur eine große Touristenhölle. Spannender wird es, wenn man die Hügel der Stadt besteigt und einen Blick über das Konglomerat wirft. Oder nach Santa Monica an die Küste fährt und dort am Strand sehr sportlichen Menschen bei der Akrobatik zuschaut.
Nach fünf Wochen Nordamerika heißt es für uns dann, Abschied zu nehmen von „Hey, how are you today?“, Burgern, Pommes und SUVs – am Abend besteigen wir den Flieger nach Ft. Lauderdale in Florida, von wo es weiter in eine ganz andere Welt geht: nach Lima, Peru.

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