In Lima werden wir mit vielen Geschenken aus Deutschland von Tine begrüßt, die uns in den nächsten drei Wochen auf unserer Reise begleiten wird. Nachdem alle Neuigkeiten in unserem riesigen Hostel-Schlafsaal ausgetauscht sind, entdecken wir die Hauptstadt Perus. Zwar kann Lima nur bedingt mit Stränden punkten, dennoch profitiert die Stadt von der direkten Lage am Pazifik. Weite Teile der Innenstadt hat die UNESCO als Weltkulturerbe auserkoren, was wir nach einer Tour durch die historischen Gemäuer durchaus nachvollziehen können.
Unser Hostel liegt ein wenig entfernt von der Innenstadt - im trendigen Miraflores, das von schicken Hotels und westlichen Modeshops dominiert wird. Der weitläufige Park direkt am Meer macht das Viertel noch liebenswerter – dort, direkt an den Klippen, können Wagemutige sich mit einem Paraglider den Fluten entgegen werfen. Wir bleiben auf dem Boden und entdecken das benachbarte Barranco – ein Viertel voller bunt getünchter Häuschen, kleiner Kunstläden, Museen und Galerien.
Nach zwei Tagen nehmen wir den Flieger ins andine Hochland – nach Cusco. Die ehemalige Hauptstadt des riesigen Inka-Reiches liegt 3400m über dem Meeresspiegel und sorgt bei uns in den ersten Stunden für ein wenig Kurzatmigkeit. Hat man sich einmal akklimatisiert, so gibt es kaum Schwierigkeiten, den Charme der Stadt zu genießen. In Cusco schauen wir uns dann auch die ersten von vielen alten und zum Teil auch sehr alten Steinen unserer Reise an: hoch über der Stadt haben die Inka eine Festungsanlage erbaut und auch wenn diese von den spanischen Konquistadoren größtenteils in Schutt und Asche gelegt wurde, lassen die Grundmauern die gewaltige Größe dieses Ortes erahnen. Heute grasen Alpakas und Lamas über das Gelände und bieten neben der Aussicht über die Stadt eine unschlagbare Fotokulisse.
Cusco ist für uns zugleich auch Ausgangspunkt für eine Tour nach Machu Picchu – doch bevor wir nach Aguas Caliente, dem Ausgangspunkt für den Besuch, fahren, schauen wir uns im kleinen und niedlichen Ollantaytambo erst noch einige andere alte Steine an. Auch an dieser Stelle haben es sich die Inka nicht nehmen lassen eine Festungsanlage zu bauen, inklusive der berühmten Terrassen zum Anbau verschiedenster Nutzpflanzen. Die Spanier sollen sich an der Einnahme dieser Festung angeblich ganz schön die Zähne ausgebissen haben – vielleicht ist das auch ein Grund, weshalb die Anlage stark zerstört wurde. Am Fuße der Anlage befindet sich ein riesiger, flacher Stein mit einer Wölbung, „in die genau ein Schädel hineinpasst“, wie der Reiseführer schreibt. Genutzt wurde dieser Stein vermutlich für Schädeloperationen. Uns bleibt der Anblick glücklicherweise erspart und wir überlassen die Details der Vorstellungskraft des geneigten Traveler Story Lesers.
Von Ollantaytambo nehmen wir am Nachmittag den Zug – denn andere Verkehrsmittel führen an dieser Stelle nicht in die Berge – nach Aguas Caliente. Dort gibt es außer einer heißen Quelle überhaupt nichts nicht ganz so viel zu sehen. Die Stadt besteht eigentlich nur aus Hotels, Restaurants und Tourishops. Unsere reservierte Bruchbude Unterkunft hat leider keine Zimmer mehr frei, sodass wir flux in ein anderes Haus ausgelagert werden. Eigentlich kein Problem, doch als wir sehr früh am Morgen - nämlich gegen 4:30 Uhr - das Hotel verlassen wollen, um uns auf den Weg nach Machu Picchu zu machen, ist die Eingangstür verschlossen. Wir entschließen uns kurzerhand, durch ein Fenster auszubrechen – dem Blick der Hotelfachkraft über die fehlenden Gäste entgehen wir leider. Mit vielen anderen Wanderwütigen machen wir uns an den Aufstieg zum Machu Picchu, der noch einmal 400 Höhenmeter über der Stadt liegt.
Der Weg durch den Regenwald am frühen Morgen hätte auch leichter sein können (beispielsweise hätte man die Strecke auch mit einem Bus zurücklegen können), doch wir trotzen den Widrigkeiten der Dunkelheit und der ausschließlich bergauf gehenden Wegstrecke. Einmal oben angekommen, sind wir überrascht, welche Faszination alte Steine dann doch ausüben können. Machu Picchu ist jedoch nicht nur ob seines historischen Wertes so beeindruckend, sondern die tropische Lage zwischen grünen Bergen und tiefhängenden Wolken macht diese Inka-Anlage zum mystischen Highlight der Reise.
Nachdem wir den vielen alten, älteren und besonders alten Steinen genügend Respekt gezollt haben, machen wir uns auf den Weg zurück nach Cusco.
Von verrückten Tieren und verrückten Menschen
Nach einer kurzen Nacht nehmen wir den Bus nach Puno, an das peruanische Ufer des Titicaca-Sees (lies: Titiicaacaa). Praktischerweise hält der Bus unterwegs an einigen Touristenpunkten, sodass sich die 10 Stunden Fahrt gar nicht als solche anfühlen. Puno ist für viele Reisende nur Durchgangsstation auf dem Weg von bzw. nach Bolivien. Auch wir machen uns am nächsten Tag auf den Weg nach Copacabana, am bolivianischen Ufer des Sees. Dazwischen allerdings liegt eine Grenze, die es zu überwinden gilt. Ein- und Ausreiseformalitäten sind vergleichsweise schnell erledigt, dann kommt uns allerdings eine kleine Party dazwischen. Die Bolivianer haben sich nämlich überlegt, direkt auf der einzigen Straße, die von der Grenze ins Landesinnere führt, eine Fiesta zu veranstalten.
Hierzu haben sich sowohl die Damen als auch die Herren ordentlich in Schale geworfen – alles glänzte und glitzerte – und zu Pauken und Trompeten bewegte sich ein nicht enden wollender Zug an Feiervolk gen Grenzposten. Uns blieb also nichts weiter übrig, als der Parade zuzuschauen und zu warten, bis auch die letzten Tanzeinlagen von der Jury bewertet wurden. Nach drei Stunden kann es weitergehen und wir sind endlich in Bolivien angekommen, dem Land, das nahezu alle Rekorde des höchsten Irgendwas’ der Welt hält.